Kapitulation Deutschlands

Osteuropa feierte die Befreiung von den deutschen Besatzern. Wie schon am 26. August 1944 in Paris, so jubelten die Menschen nun in Bukarest, Budapest und Sofia. Im selben Monat noch, am 31. August marschierten sowjetische Einheiten in Bukarest ein, wo sie stürmisch als Befreier gefeiert wurde. Sechs Tage zuvor wurde durch Marschall Ion Antonescu zum Widerstand gegen die roten Horden aufgerufen. Daraufhin wurde dieser vom König arrestiert. Der König ließ gleichzeitig die Kämpfe einstellen und wollte aus dem Bündnis mit Hitler aussteigen. Der Frontwechsel erfolgte aber zu spät. Rumänien wurde besetzt. Das gleiche Schicksal ereilte auch Bulgarien. In Ungarn konnte ein Umsturz noch verhindert werden. Die Deutschen und Ungarischen Truppen wurden aber von den Sowjetischen Armeen eingeschlossen; es dauerte bis zum 12. Februar 1945 bis sich die letzten Einheiten ergaben. Allmählich fielen alle von Deutschland besetzten Gebiete in Osteuropa und auf dem Balkan in die Hände der Roten Armee. Aber letztendlich hatten sie eine Besatzung gegen eine Besatzung ausgetauscht. Ein "Eiserner Vorhang" war auf den Osten niedergegangen, so hatte Joseph Goebbels zu dieser Zeit, in seinem Aufsatz "Das Jahr 2000" geschrieben. Dieses mal sollte er ausnahmsweise Recht behalten. Dieses Schicksal sollte auch Deutschland ereilen, so hatte es Stalin beschlossen. In Moskau wurde schon die "Gruppe Ulbricht" gegründet. Sie sollten die Macht in Deutschland übernehmen. Doch noch war es nicht soweit. Noch wurde überall im Reich verbittert gekämpft. Drei Städte stehen stellvertretend für den hartnäckigen und sinnlosen Widerstand: Königsberg, Dresden und natürlich Berlin. Alle drei Städte hatten das gleiche Los: Zerstörung. Am 27. Januar erreichten die ersten sowjetischen Verbände Königsberg. 100000 Menschen saßen in Königsberg fest. Die Stadt wurde zu Festung erklärt. Der Infanteriegeneral Lasch war fest entschlossen, mit der 4.Armee und dem Volksturm, die Stadt zu halten. Zwei Monate wurde der Kampf um Königsberg geführt. Die Verteidiger waren am Ende, kaum noch Munition, nichts zu Essen. Panzer hatten bereits die Hauptstraße erreicht und kämpften sich ins Zentrum vor. Der einzige Widerstand ging noch von den SS-Verbänden aus. Diese waren entschlossen ihren Eid gegenüber dem Führer zu stehen. Einheiten der Waffen-SS hatten sich im Königsberger Schloss verschanzt. Unter hohen Verlusten konnte diese Festung erobert werden. Am 9. April endlich hatte auch General Lasch einsehen. Er ließ Verhandlungen mit den Russen aufnehmen. Hitler antwortete auf diese Handlung: " General der Infanterie Lasch wurde wegen feiger Übergabe an den Feind durch das Kriegsgericht zum Tode verurteilt. Seine Sippe wird Haftbar gemacht". Eine noch größere Tragödie ereilte Dresden. Am 13.Februar, um 22.10 Uhr brach ein Inferno los. Die Stadt wurde durch einen der größten Bombenangriffe vollkommen zerstört. In drei Angriffswellen waren mehr als 20 Quadratkilometer dem Erdboden gleichgemacht worden. Diese Aktion des Britischen und Amerikanischen Oberkommandos war aus militärischer Sicht völlig unbegründet. Dresden verfügte kaum über Schwerindustrie. Eine Kulturstadt, wurde über Nacht zum Trümmerfeld. Anfang des Jahres 1945, eskalierte die Lage um Berlin immer mehr. Die Oder war am 30. Januar von russischen Verbänden überquert worden. Sie lagen nur 70 km entfernt der Reichshauptstadt und die Wehrmacht war nicht in der Lage nennenswerten Widerstand zu leisten. Vorgesehen war das Marschall Schukow, Anfang Januar, die Hauptstadt erobern sollte. Doch plötzlich ließ der russische Diktator den Vormarsch stoppen. Vorerst sollten Nachschublinien ausgebaut werden. Die Bevölkerung spürten wenig von der eintretenden Atempause. Tag und Nacht flogen Amerikaner und Briten ihre Bomberangriffe. Nach dem Krieg urteilten Teile der Bevölkerung und der Wehrmacht: "Die Russen waren unsere ehrlichen Gegner, die Amerikaner und Briten haben uns feige bombardiert". Über die Richtigkeit und den Sinn dieser Aussage, lässt sich streiten. Seit dem 2. Februar galt Berlin offiziell als "Verteidigungsbereich". Die Verteidigungsvorbereitungen liefen nur sehr schleppend an, nachdem sich die Partei, das OKW und das OKH untereinander stritten. Alle arbeiteten gegeneinander als miteinander. Ab dem 23. April war Panzergeneral Helmuth Weidling mit dem Oberkommando über Berlin bedacht. Der vorgesehene äußere Verteidigungsring, zog sich 60 km außerhalb Berlins entlang. Er war in acht Zonen unterteilt, von A-H. Der äußere Verteidigungsgürtel hatte eine Länge von 250 km. Um so ein gewaltiges Bollwerk wirkungsvoll zu verteidigen, hätte es an einer menge Material bedurft. Doch daran fehlte es an allen Enden und Ecken. Dürftig angelegte Panzersperren und Gräben sollten den Feind stoppen. Die "Grüne Hauptkampflinie" beschränkte sich auf das eigentliche Stadtgebiet. Sie hatte einen Durchmesser von circa zehn Kilometern. Das Zentrum der Verteidigung hieß "Zitadelle" und war das Regierungsviertel. Hier waren 10000 Soldaten der SS stationiert die unter SS-Brigadeführer Mohnke standen. Hier sollte ein blutiges Gemetzel stattfinden. Es war bekannt, dass Einheiten der SS selten kapitulierten. Wie Hitler sich den Kampf vorstellte, hatte er schon am 8. November 1942 im Bürgerbräukeller in seiner traditionellen Rede anlässlich des gescheiterten Putsches 1923 angedeutet, als er auf die Kapitulation Deutschlands im ersten Weltkrieg zu sprechen kam: "Das Deutschland von einst hat um dreiviertel zwölf die Waffen niedergelegt. Ich höre grundsätzlich immer fünf nach zwölf auf". Trotz allem überquerten am 7. März 1945 die Alliierten den Rhein. Deutschlands Heilige Grenze, die seit Napoleons Zeiten nie überschritten wurde. Doch die Alliierten hatten sich als ziel nicht mehr Berlin ausgesucht. Sie überließen die Reichshauptstadt den Sowjets. Diese hatten sich schon mit einer ungeheuren Truppenkonzentration vor Berlin versammelt. Drei sowjetische Armeegruppen mit insgesamt 2,5 Millionen Soldaten, 6250 Panzer und Sturmgeschütze, 41000 Geschütze und Granatwerfern und 7500 Flugzeuge waren bereit Berlin zu erobern. Der 1. und 2. Weißrussischen Front unter den Marschällen Schukow und Rokossowski sowie der 1. Ukrainischen Front unter dem Kommando Marschall Konjews standen auf Deutscher Seite nur die gerade erst neu gegründete "Heeresgruppe Weichsel" gegenüber. Diese wurde von Generaloberst Heinrici geführt. Die 3. Panzerarmee unter General Felix von Manteuffel musste gegen die 2. Weißrussische Front kämpfen und Theodor Busse, der die 9. Armee kommandierte, musste gegen Schukow antreten. Außerdem gab es noch die "Armee Wenck". Sie war die letzte Hoffnung für die eingeschlossenen Truppen in Berlin. Insgesamt waren die Sowjets Zahlenmäßig und Materialmäßig hoffnungslos überlegen. Während die Rote Armee über 2,5 Millionen Soldaten um Berlin hatten, kämpften auf Deutscher Seite rund 44000 deutsche Soldaten die durch 42000 Volkssoldaten und durch 3500 Hitlerjungen "unterstützt" wurden. Es muss dazu gesagt werden das beide Hilfstruppen kaum Ausbildung erhielten und somit reines "Kannonfutter" darstellten. Eine Ironie des Schicksals ist wohl das der überwiegende Teil der in Berlin stationierten SS-Soldaten, nicht Deutsch waren. Vor allem die SS-Divisionen Nordland und Charlemagne, ein Bataillon Letten der 15. Waffen-Grenadierdivision und 600 Mann von Himmlers Leibgarde führten einen Kampf, der Charakteristisch war für die SS. Junge BDM-Mädchen wurden ebenso im Umgang mit Panzerfäusten geschult, wie ihre Mütter. Am 13. April wurde Berlin in den Verteidigungszustand versetzt. Doch Berlins größtes Problem war der Mangel an Munition und Waffen. Es gab zwar einzelne Bollwerke in der Stadt selbst, aber diese zählten höchstens fünf. Es waren Bunker mit eigener Strom und Wasser Versorgung, die auch über einige größere Geschütze verfügten. Die restlichen kleineren Geschütze waren zu kleinen Gruppen zusammengefasst worden, die aber teilweise nur über 25 Schuss verfügten. Zudem fehlte es an erfahrenem Personal, dass bei der Verteidigung wirkungsvoll mit Helfen konnte. Für die Nazi-Bonzen stand aber bereits jetzt schon fest, dass jeder eingeschlossener Wehrfähige Mensch innerhalb Berlins bis zum bitteren Ende zu kämpfen hatte. Doch diese Träume wurden durch die am 16. April einsetzende Offensive, der Roten Armee, zerstört. 300000 Soldaten stürmten vom Hauptbrückenkopf bei Küstrin, gegen die Verteidiger. Zuvor war ein Dauerbeschuss aus 20000 Geschützen auf Berlin niedergegangen. Trotz dieser Vorbereitung und der Übermacht der Rotarmisten, kämpften die SS-Verbände, die Wehrmacht und die Hitlerjugend verbissen. 30000 Rotarmisten fielen alleine in den ersten Kriegstagen. Am dritten Tage schließlich wurde die strategisch wichtige Höhe Seelower erobert und an Hitlers Geburtstag, den 20.April 1945, standen die Sowjets bereits in den Vororten Berlins. Zur gleichen Zeit gab es Deutschland fast nicht mehr. Die Amerikaner und Sowjets hatten sich bei Torgau getroffen und vereinigt. Es gab nur noch den "Nordraum", der von Großadmiral Dönitz befehligt wurde und den "Südraum", in dem Feldmarschall Kesselring versuchte den Gegner am Vormarsch zu behindern. Deutschlands wichtigste Industrielle Zentrale, dass Ruhrgebiet hatte bereits am 17. April kapituliert. Doch trotz dieser Ereignisse feierten Hitler und Konsorten trotzdem den Geburtstag Hitlers. Selbst Hitler hatte bereits Eingesehen, dass es keine Chance gab und er hatte sogar im engsten Vertrautenkreis sogar schon von Selbstmord gesprochen. Der Kreis um Berlin hatte sich mittlerweile schon bis zur Innenstadt zugezogen. Nun begann auch die "Flucht der Goldfasane". So wurde die plötzliche Abreise der gesamten NS-Größen genannt, die auf einmal alle etwas anderes zu tun hatten, natürlich nicht im belagerten Berlin. Der Angriffswucht der Roten Armee hatten die Deutschen kaum noch etwas entgegen zu setzten. Hitler zog es vor in den letzten verbliebenen sicheren Ort umzuziehen: In seinen eigenen Bunker. Dort heiratete er auch noch seine Freundin Eva Braun. Hitler hatte inzwischen aber nicht nur gegen äußere Feinde zu kämpfen, selbst seine treusten Gefolgsleute wie Göring und Himmler hatten inzwischen Verhandlungen mit den Alliierten angestrebt. Hitler reagierte darauf, in dem er Göring seines Amtes enthob und Himmler versuchte zu ermorden. Es zeigte sich das dass Ns-Regime am zerbrechen war. Das organisierte Chaos nahm langsam überhand. Viele Soldaten und Männer des Volkssturms hatten keine Lust, ihr Leben für eine weitere Verlängerung des Mordens zu vergeuden. Nur SS-Einheiten und Hitlerjungen schienen mit einem ungebrochenen Vertrauen zu kämpfen. Am 24. April wurde zur vereinfachen Kommandostruktur, dass Oberkommando des Heeres aufgelöst und in das Oberkommando der Wehrmacht eingegliedert. Aber noch hatte die letzte Entscheidung immer noch der Führer zu treffen. Dieser befahl ohne Bezug zur Realität, einen Gegenangriff zu führen. Selbst SS-General Steiner erklärte: "Dieser Angriff ist Wahnsinn, reiner Mord". (Welch frühe Erkenntnis!) Das Angebot, Verstärkung in Form von 1000 Hitlerjungen zu erhalten, lehnte er ab. Er war nicht bereit Kinder als "Kanonenfutter" zu verheizen. Solche offenen Widersprüche waren schon zur Norm geworden, aber keiner traute sich sie Hitler ins Gesicht zu sagen. Am Nachmittag des 24. April wurde der letzte Flughafen Tempelhof unter Feuer genommen und anschließend erobert. Ein letzter Entlastungsangriff erfolgte am 26. April. Dieser zeigte sich anfangs sogar relativ erfolgsversprechend, blieb aber bald stecken. Der Tag hatte so hoffnungsvoll begonnen und Endete Erfolglos. Selbst die Wasserversorgung war zusammen gebrochen. Die Zivilbevölkerung leidete immer schlimmer. Während sich die Rote Armee immer weiter dem Bunker Hitlers unter dem Reichstagsgebäude näherte, verfasste Hitler in seiner Hochzeitsnacht , am 29. April, sein Testament. In diesen versucht er seine Taten zu rechtfertigen und stellte neue Thesen von der Bolschewistischen Verschwörung auf. Auch leugnete er das er je den Krieg gewollte habe, und das dass Kriegsende nur auf seine Unfähigen Generäle zurück zu führen sei. Eine Kapitulation lehnte er ab, er hatte beschlossen sich selbst zu richten und bestimmte als seinen Nachfolger Großadmiral Dönitz. Nachdem Hitler sein Testament vollstreckt hatte, richtete er sich selbst und seine Frau Eva, geb. Braun, Hitler am Nachmittag des 29.April mit einer Pistole. Der Führer war Tod, doch noch war der Krieg nicht vorbei. Die russische Artillerie feuerte ununterbrochen Salven auf die untergehende Stadt. Die neue deutsche Regierung unter Dönitz und Goebels als Kanzler versucht mit den Sowjets zu verhandeln. Diese scheiterten jedoch. Der Kampf zog sich immer noch weiter und brachte für beide Parteien immer mehr Opfer. Die sowjetische Kriegsführung hatte den Verlust von 800 Panzern zu beklagen. Dönitz wusste das er den Krieg schnellst möglich zu beenden hatte, auch wenn Hitler eine Kapitulation testamentarisch untersagt hatte. Dönitz war aber nur bereit im Westen zu kapitulieren. Als erstes ließ er Goebels und Bormann verhaften, da er auf diese Berater verzichten konnte. Am Abend des 30. Aprils wurde dann auch die Bevölkerung über die geschehenen Ereignisse informiert. Am selben Tage ließ der Kommandeur Berlins Verhandlungen mit den Sowjets durchführen. Er ließ seinen Soldaten mitteilen das der Kampf vorbei sei. Nun wurden überall weiße Fahnen aus den Fenstern gehängt, abgekämpfte Hitlerjungen und Soldaten des Volksturmes und der Wehrmacht legten die Waffen nieder und begaben sich in sowjetische Gefangenschaft. Vereinzelt wurde nur noch weiter gekämpft. Nun hing die Sowjetische Fahne auf dem Reichstag. In Moskau wurde aus 342 Geschützen Salut geschossen. In Berlin kehrte allmählich Ruhe ein vom Krieg aber nun feierten die Rotarmisten ihren Sieg und begannen Berlin zu plündern. Ein weiteres mal fegte der Schrecken über Berlin. Aber es darf auch nicht verheimlicht werden, dass die Rote Armee mit Nahrung und Medikamenten der Berliner Bevölkerung half. Der Siegeszug der Roten Armee endete in Berlin. Zwar hatte das restliche Deutsche Reich noch nicht kapituliert und der Kampf ging noch einige Tage weiter, aber in Berlin schwiegen die Waffen. Dönitz neues Deutschland kapitulierte am 7. Mai 1945 vor den Alliierten Streitkräften und am 8. Mai 1945 vor dem Sowjetreich. Der Krieg war endlich aus.

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