Industrialisierung bzw. die industrielle Revolution



Die Industrialisierung, auch industrielle Revolution genannt, ist ein Prozess, der die Volkswirtschaft umgestaltet, d.h. die Industrie gewinnt im Verhältnis zur Landwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Die Industrialisierung ist also der Übergang von der Agrarwirtschaft zur Industriegesellschaft. Ist eine Industrialisierung erfolgreich, steigt das Pro-Kopf-Einkommen des Bürgers und die Produktivität der Volkswirtschaft. Global gesehen begann die Industrialisierung Ende des 18. Jahrhunderts mit der industriellen Revolution in Großbritannien. In Europa hat die Industrialisierung der einzelnen Länder mit einer Phasenverschiebung von West nach Ost eingesetzt, zu erst begann sie um 1760 in England, dann in Frankreich um 1820, in Deutschland erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das liegt daran, dass die sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen erst spät vorhanden waren. Deutschland hatte daher einen großen Vorsprung einzuholen. Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde von grundlegenden Umwälzungen in allen Lebensbereichen der traditionellen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung erfasst. Der Begriff "industrielle Revolution" bezeichnet ebenfalls den umbruchhaften Wandel der Lebensverhältnisse.
Dieser Vorgang war zweifellos revolutionär, jedoch haben sich diese Veränderungen nicht ruckartig abgespielt. So standen z.B. ältere Erwerbsformen noch lange Zeit neben Neuen oder überlebten in abgewandelter Form. Kennzeichnend für die "Industrialisierung" waren fünf wesentliche Merkmale:
Die Veränderung der Arbeitswelt war nicht ohne tiefgreifende gesellschaftliche Reformen denkbar. Jedoch erstreckte sich deren Durchsetzung über mehrere Jahrzehnte. All die technischen und gesellschaftlichen Faktoren, welche eine industrielle Revolution ausmachten, stehen dabei zueinander in keiner Wirkungsabfolge, sondern wirken vielmehr zusammen und verstärken sich so gegenseitig.

Die industrielle Revolution in England


Während des 18. Jahrhunderts machte die Industrialisierung ihre ersten großen und bemerkenswerte Fortschritte- vor allem in England.
Gründe dafür sind u.a , dass der Absolutismus, die Grundherrschaft und der Zunftzwang in England schon früher aufgelöst bzw. gelockert wurde. Damit waren die Vorraussetzungen für die freie Ausbreitung des Handels, der Kapitalbildung und der technische Erneuerung geschaffen. Dadurch wurde England zum sogenannten "Mutterland der Industrialisierung" unter privatwirtschaftlichen und kapitalistischen Bedingungen. Wenn man nach den Ursachen und Bedingungen fragt, warum England der Ausgangspunkt dieser Industrialisierung wurde, so muss man hierbei ein vielfältiges Geflecht von Ereignissen und Faktoren berücksichtigen, deren Entwicklung in ein dichten Interdependenz vor sich ging. Aufgrund der Aufhebung der Landzersplitterung kam es zu systematischen Verbesserungen des Ackerbaus und somit zu wesentliche Veränderungen der Landwirtschaft im 18. Jahrhundert. Die Einführung der Fruchtwechselwirtschaft führte zur besseren Ausnutzung des Bodens. Der Anbau von Futterpflanzen ermöglichte nicht nur die Stallfütterung, sondern führte ebenfalls zur Verbesserung der Dünnung von Feldern. Dadurch stieg im 18. Jahrhundert die Pro- Kopf- Produktion der Landwirtschaft bis 1750 um 25% an. Letztendlich erhöhte dies den Lebensstandard der Bevölkerung in England. In diesem Zeitraum kam es zu einem starken Bevölkerungswachstum von 5 Mio. auf 9,2 Mio.. Die Fortschritte in der Medizin, vor allem in der Hygiene, ist es zu verdanken, dass die Kindersterblichkeit verringert und Epidemien (z.B. Cholera, Pest, etc.) eingedämmt werden konnten. Messer und Verbände wurden z.B. durch abkochen keimfrei gehalten. Weitere Ursachen für diesen Bevölkerungsboom war mitunter die Abschwächung der Krisensterblichkeit Dank dieses Rückgangs erreichten mehrere Menschen das heiratsfähige Alter, wodurch es u.a. zum Anstieg der Geburtenraten kam. Ebenfalls waren die steigenden Erträge in der Landwirtschaft maßgeblich an dem sprunghaften Bevölkerungswachstum beteiligt. Durch diese Bevölkerungsexplosion kam es zu einer erhöhten Nachfrage nach gewerblichen Gütern, vor allem nach Lebensmitteln und Textilien. Die Subsästenzwirtschaft, die bis zu diesem Zeitpunkt betrieben wurde, reicht nicht mehr aus, um die Nachfrage zu bewältigen. Es kam zur sogenannten Flurbereinigung, d.h. viele kleine Felder wurden zu zusammenhängenden, größeren Anbauflächen (durch "Kauf und Tausch" der Großgrundbesitzer) zusammengelegt. Ein wesentlich effizienter Anbau wurde somit ermöglicht. Die dadurch entstandenen freien Arbeitskräfte konnten später in anderen Bereichen eingesetzt werden. Schließlich veränderten sich die Anbaumethoden, d.h. dass die bisherige Dreifelder-wirtschaft durch die Fruchtwechselwirtschaft , unter der man den aufeinanderfolgenden Anbau verschiedener Feldfrüchte zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit versteht, ersetzt wurde. Die Viehwirtschaft , insbesondere die Schafzucht, trug ihren Anteil an der expandierenden Textilindustrie bei. Diese tiefgreifenden Veränderungen der Landwirtschaft wird häufig als Agrarrevolution bezeichnet. Durch diese Agrarrevolution kam es zur Erwirtschaftung von Überschüssen, die auf dem Markt verkauft werden konnten. In den Köpfen der Menschen setzte sich eine kapitalistische Wirtschaftsideologie durch. Gewinnstrebung und Rentabilität wurden immer wichtiger. Es kam zu Investitionen der erwirtschafteten Gewinne (z.B. in Fabriken ,Landbau, Maschinen, etc.), mit folgender Auffassung "Zweck jeder Kapitalanlage ist Gewinnerzielung...!" (A. Smith). Einen wesentlichen Beitrag, der ebenfalls zum Beginn der industriellen Revolution führte, trug die Entwicklung der Theologie und Philosophie bei. Vor allem CALVIN ( insbesondere der Calvinismus) prägte mit seiner Prädestinationslehre den Umgang der Menschen mit Geld. Seine "Auserwähltentheorie" beinhaltete, dass nur der von Gott auserwählt wird, der hart arbeitet und sich nicht auf seinen Reichtum ausruht. Seiner Ansicht nach sollte man Reichtum vermehren, um ihn dann zum Wohle der Allgemeinheit wieder zu verwenden, ihn in Wirtschaft und Industrie zu investieren. Die, die dies nicht fertig brächten, stünden nicht in Gottes Gnaden und kämen somit in die Hölle. Auch das Prinzip der Arbeitsteilung, nach ADAM SMITH, besagte, dass sich der Einzelne auf einen Beruf oder Arbeitsvorgang spezialisieren sollte und somit effektiver arbeiten könne. Dadurch kam es zur Einteilung der Arbeitsprozesse (für ein Produkt) in verschiedene Arbeitsvorgänge, die die Produktivität wesentlich steigerten. Neben der Landwirtschaft war die Textilindustrie der bedeutendste Wirtschaftszweig in dieser Zeit. Aufgrund dessen bezeichnet man sie als "Schlüsselindustrie". Die hohe Nachfrage nach Textilien förderten den Bau erster Fabriken, die vorzugsweise an Flüssen errichtet wurden, da Wasser als einzige Energiequelle zur Verfügung stand. So wurden zum Beispiel die ersten mechanischen Webstühle durch Wasserräder angetrieben. Da ein schnellstmöglicher Transport der fertiggestellten Textilien (von den Fabriken an die Küsten) nicht gewährleistet war, kam es zum Bau des sogenannten Kanalsystems, das zur Förderung des Exports beitrug. Dies führte zur Entwicklung des kolonialen Dreieckhandels zwischen England, seinen Kolonien und Europa, was wiederrum die Kapitalakkumulation in England ermöglichte. Die ersten mechanischen Webstühle konnten die Nachfrage nicht mehr bewältigen. Es kam die Dampfmaschine zum industriellen Einsatz. Die Dampfmaschine ermöglichte eine effizientere und vor allem schnellere Produktion. Auf die Antriebsquelle Wasser war man nun nicht mehr angewiesen. Besonders nach der Erfindung der Eisenbahn wurde der Transport über die Flüsse zweitrangig. Aus der Eisenbahnindustrie ging die Schwerindustrie hervor. Schließlich wurden Bodenschätze abgebaut und die Dampfmaschine am Laufen zu halten und als brennmaterial zum Heizen. Auch für den Bau von Schienen und Eisenbahnen wurde Eisen benötigt. In der Zeitspanne von 40 Jahren stieg der Roheisenabbau von 3.9 auf 9.1 Mio. Tonnen und der Steinkohleabbau von 50 auf 228.2 Mio. Tonnen. Allein mit der Verlegung der Fabriken in die Städte entwickelte sich eine zunehmende Zuzug der durch die Agrarrevolution freigesetzten ländlichen Arbeitskräfte, der sogenannten Landflucht bzw. Verstädterung. Somit kam es zur Bildung des Proletariats. Schlussfolgernd waren die Bevölkerungsexplosionen, die darauffolgende Agrarrevolution und die dadurch entstehende kapitalistische Wirtschaftsideologie die drei Grundvoraussetzungen der industriellen Revolution in England.

Die industrielle Revolution in Deutschland


Soziale Vorraussetzung der industriellen Revolution


Bauernbefreiung


Am Anfang des 19. Jahrhunderts lebten ca. 4/5 der deutschen Bevölkerung von und in der Landwirtschaft. Daher gab es ein erheblichen Arbeitskräfteüberschuß. Die Bevölkerung war arm. Außerdem lebten die Bauern in Feudalherrschaft, waren also vom Adel abhängig und mussten oft Frondienste für ihren Gutsherren leisten. Die preußische Regierung veranlasste nun aufgrund von Aufklärungsideen, dem Vorbild des englischen Liberalismus sowie durch patriotische Motive die Bauernbefreiung. Ziele der preußischen Reformen waren persönliche Freiheit, Freizügigkeit und Vertragsfreiheit der Arbeitskräfte und die Einführung des Prinzips des privaten Landeigentums .Die Bauernbefreiung in Preußen begann mit dem Oktoberedikt von STEIN, vom 09.10.1807, mit der entschädigungslosen Beseitigung der Leibeigenschaft. Die Bauern waren gegen die Abtretung von 1/3 bzw. ½ des Landes an den Gutsherren. Die Bauernbefreiung verlief bis 1848 in allen dt. Städten. Die Folgen der Bauernbefreiung waren aber teilweise entgegen dem eigentlichen Ziel. Es kam zur Entwicklung landwirtschaftlicher Großbetriebe. Deshalb mussten zahlreiche Bauern ihren Hof aufgeben, weil sie nicht mehr konkurrenzfähig waren. Die Bauernbefreiung führte zu einer starken Bevölkerungszunahme auf dem Land, welche zur folge hatte, dass viele unqualifizierte Arbeitskräfte frei wurden, die dann in die Städte abwanderten.

Gründung des deutschen Zollvereins


Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der deutsche Zollverein ein wenig kommunizierender Markt. Dies zeigt sich z.B. bei den Hungersnöten 1817/1846-47.- da keine Zufuhr von Lebensmitteln aus anderen gebieten möglich war. Noch am Ende des 18. Jahrhunderts gab es etwa 1800 Zollschranken, welche den Handel stark hemmten. Die unterschiedlichen Gewichts-, Münz- und Maßeinheiten innerhalb des deutschen Bundes stellten eine weitere Einschränkung dar. Im Jahre 1818 kam es zur Beseitigung der preußischen Binnenzölle. 1828 kam es zur Bildung des preußisch-hessischen Zollvereins und gleichzeitig süd- und mitteldeutscher Zollverein. Am 1.Januar 1834 schlossen sich der preußische und süddeutsche Zollverein zusammen. Bis zum Jahre 1854 waren alle dt. Staaten diesem Zollverein beigetreten – bis 1888 auch Hamburg und Bremen. Später wurden auch Zoll- und Handelsverträge mit dem Ausland geschlossen.

Gewerbefreiheit


Mit den Edikten 1810/11 (durch Hardenberg und Stein) kam es zur Abschaffung des altertümlichen Zunftwesens. In den anderen dt. Staaten kam es zur Einführung eines neues Systems freier Konkurrenz, das jedoch bei den Handwerkern auf Ablehnung stieß. Die Zerschlagung des Zunftwesens führte zu Armut in den Ein-Mann-Betrieben, die in Preis und Qualität nicht mit den billigen Industriewaren mithalten konnten, was eine hohe Arbeitslosigkeit unter den Handwerkern mit sich brachte.

Kaoitalvoraussetungen


Zu Beginn der deutschen Industrialisierung behinderte ein vorherrschender Kapitalmangel die industrielle Entwicklung Deutschlands. Da es zu dieser zeit wenige Privatbanken gab, welche lediglich auf das Kreditgeschäft konzentriert war, konnte kein Kapital für die Industrie mobilisiert werden. Somit war die Industrie auf Eigenfinanzierung angewiesen. Eine Änderung vollstreckte sich erst mit dem Eisenbahnbau, da alle privaten Eisenbahngesellschaften Aktiengesellschaften bildeten. Das Börsengeschäft erlebte einen Aufschwung durch die Eisenbahnaktien. Ebenfalls war der Konsumgütermarkt während der agrarischen Lebensweise sehr gering. Um 1800 waren Berlin und Hamburg die einigsten Großstädte. Dies führte zur Verzögerung einer Entwicklung eines Konsumgütermarktes, da das Konsumbedürfnis der Bevölkerung sehr gering war. 1850 waren es ca. fünf, 1870 acht Großstädte und zwischen 1870 und1890 zur Erhöhung auf 26. Diese Urbanisierung sowie die Eisenbahn, welche die industrielle Expansion der Güterproduktion verursachte, kurbelte den Konsumgütermarkt an. Die Gewerbefreiheit und die Bevölkerungsexplosion führte zur Freisetzung vieler Arbeitskräfte und es entstand die sogenannte "Industrielle Reservearmee".

Industrielle Revolution in Deutschland von 1835-1870


Zentren der Revolution waren das Rheinland, Brandenburg und Berlin, Westfalen, Sachsen, Oberlausitz, Oberschlesien, Augsburg/Nürnberg, das Ruhrgebiet, Bielefeld. Der eigentliche Einzug der industriellen Revolution vollzog sich mit der Gründung des dt. Zollvereins, dem Ausbau des Verkehrswesens, dem Eisenbahnbau und mit dem Einsatz von Dampfmaschinen im Bergbau. Zunächst begann die Revolution im Textilbereich, da hier ein großer Massenbedarf bestand. So waren Rohstoffe wichtige Einfuhrposten , die fertigen Textilien wichtige Ausfuhrposten. Die Revolution fing mit der Baumwollspinnerei an, im Jahre 1835 war das Produktionsvolumen genauso groß, wie in England. Später hielt auch die Mechanisierung der Wollverarbeitung Einzug. Jedoch war dieser Prozess sehr langwierig. Deshalb hatte die Textilindustrie auch nicht die Hauptrolle in der Industrialisierung Deutschlands. Vielmehr stellte die Eisenbahn einen wichtigen Antrieb für die Industrialisierung dar, weil sie das bedeutendste Transportsystem war und sich durch sie ein Markt für Maschinenbau bildete (z.B. Radreifen). Weiterhin war die Eisenindustrie für die Schienenlieferung verantwortlich. So war das Eisenbahnnetz anfangs sehr sporadisch ausgebildet. Bis zu Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es aber allmählich geschlossen. Der Statt beteiligte sich nur zögernd am Eisenbahnbau, so war er 1870 immer noch überwiegend in privater Hand. Vorteile der Eisenbahn wurden deutlich. Sie waren ein billiges Transportmittel, die den Zustrom der Arbeitermassen in die Ballungszentren abwickeln konnte. Aufgrund ihrer hohen Transportgeschwindigkeit, Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit, hatte sie eine bessere Kalkulierbarkeit der Betriebe zufolge. Der Maschinenbau hingegen hatte eine große Bedeutung in der industriellen Revolution, da er an der Herstellung von Lokomotiven und Dampfmaschinen beteiligt war. Das war der Grund dafür, dass sich der dt. Maschinenbau um 1860 an der Weltspitze befand. Dabei war sein Schwerpunkt auf West- und Mitteleuropa konzentriert. Die deutsche Hüttenindustrie erlebte ihren großen Aufschwung in den 50er Jahren. So gelang z.B. 1851 Alfred KRUPP die erste fehlerfreie Fertigung eines Gussstahlblocks, weshalb er sogar Aufträge aus England bekam. Die Zentren der Schwerindustrie waren im Saarland, Ruhrgebiet und in Oberschlesien. Diese hatte mit Hilfe der Dampfmaschine und der Eisenbahn ein starkes Wachstum erreichen können. Die deutsche Elektroindustrie nahm die führende Position in der Welt ein, was zu einem an der Gründung des SIEMENS-HALSKE Werkes (1847) lag. Da diese alles von Telegraphen bis Elektroloks produzierte. Ebenfalls durchliefen die Chemiebetriebe ein starkes Wachstum. Es kam zur Gründung verschiedener Farbwerke ,BAYER, HOECHST, etc.. Die Agrarrevolution fällt zurück, da das deutsche Nationaleinkommen, vor allem in den Städten, verdient wird. Andererseits stellte die Schaffung einer Infrastruktur durch Eisenbahn, Chausseen, Kanalnetzen und Dampfschifffahrt eine Voraussetzung der industriellen Revolution in Deutschland dar. Die Industrialisierung Deutschlands fand zunächst in Teilen der Schwerindustrie und Maschinenbau statt. Später folgte eine Verstärkung in den Bereichen der Elektro- und Chemieindustrie. Durch die Herstellung von Massengütern in den Fabriken wurde die Arbeit von Hand durch den Menschen abgelöst. 1857 ereignete sich eine Krise der Industrie, weil sich schon seit längeren eine wirtschaftliche Stagnation zunehmend ausbreitete. Ausgang fand diese Krise in Amerika, wo es zu großen Börsenverlusten kam. Davon waren auch viele deutsche Börsen betroffen, was viele Firmenzusammenbrüche zur Folge hatte. Aus diesem Grund wurden die Bürger und Banken bei der Investition teilweise zurückhaltender.

Die industrielle Revolution im Kaiserreich (1870-1914)


In den sogenannten GRÜNDERJAHREN (1871-1873) kam es zu zahlreichen Neugründungen von Firmen , Kapitalgesellschaften und Großbanken. Die Ursachen für diesen Aufschwung waren vielseitig. So hatte der Bevölkerungsanstieg einen wachsenden Konsum zur Folge. Durch die Reichsgründung wurde Deutschland ein einheitlicher Wirtschaftsraum. Eine Stärkung erfuhr dieser durch die Annexionen der Gebiete Elsaß und Lothringen. Positiv wirkte sich ebenfalls die Reparationszahlung Frankreichs in Höhe von fünf Mrd. Francs aus. Die fortschreitende Industrialisierung führte zu einer ungezügelten Hochkonjunktur. Durch die Gründungen zahlreicher Aktiengesellschaften verdoppelte sich das Kapital innerhalb von drei Jahren. In den Jahren 1870-1873 wurden drei Mrd. Goldmark in die 500 neu gegründeten Aktiengesellschaften eingezahlt. Ebenfalls unterstützen Großbanken, z.B. DEUTSCHE BANK (1870) und DRESDNER BANK (1872) , die Finanzierung moderner Industrien und machten so die deutsche Industrie unabhängig von ausländischen Kapitalzentren. Durch die Aufhebung der staatlichen Konzessionspflicht konnte sich eine sprunghafte Gründung von Aktiengesellschaften vollziehen – was zu unüberlegten Neugründungen und so zu einer Überdehnung des Kapitalmarktes ,anfangs der 70er Jahre führte. 1873 wurde diese Überspekulation durch den Rückgang der Aktienkurse deutlich. Zahlreich Banken und Industrieunternehmen in ganz Europa gingen bankrott. Im Oktober 1873 kam es schließlich zur Konzentration der Krisenerscheinung auf Berlin. Da man die Überproduktion nicht mehr exportieren konnte. Diese Krise nahm auch großen Einfluss auf die deutsche Landwirtschaft, da die deutsche Mark von billigen russischen und amerikanischen Getreide überschwemmt wurde.



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