1939-1941

Deutschland vor dem Kriegsausbruch:

Nachdem Adolf Hitler 1933 an die Macht gekommen war, führte er Deutschland innerhalb von sechs Jahren aus der misslichen Lage, in der es seit 1918 steckte. Zumindest glaubte dies der Grossteil der deutschen Bevölkerung. Durch die Niederlage im 1. Weltkrieg und den für viele Bürger unerträglichen Versailler Schandfriedens-Vertrag, der die Macht des Deutschen Reichs stutzte, hatten rechte und konservative Kräfte leichtes Spiel, die Massen erst gegen die Weimarer Republik aufzubringen und später für sich zu nutzen. Durch die Entstehung der Dolchstosslegende hatten die Nationalisten leichtes Spiel, ihre Hauptgegner, Demokraten und Kommunisten, auszuschalten. Durch die 1929 entstehende Weltwirtschaftskrise wurden auf einen Schlag Tausende arbeitslos und arm. Dies war eine willkommene Situation für Nationalisten und Linke, gegen die Weimarer Republik zu agieren. Die linken Kräfte wurden sehr schnell ausgeschaltet. Nachdem ein österreichischer Gefreiter aus dem 1. Weltkrieg die Führung der aus Bayern stammenden NSDAP übernommen hatte und nach einem gescheiterten Putschversuch schließlich 1933 auf legalem Wege durch Wahlen die Macht in Deutschland übernahm, ahnte niemand, welch schreckliche Katastrophe sich zu entwickeln begann.
Adolf Hitler fand mit seinem Rhetorik und seiner antisemitischen Meinung großen Anklang im Volk. Natürlich beseitigte Hitler die Arbeitslosigkeit, dass aber viele in der Rüstungsindustrie arbeiteten, störte die Wenigsten. Auch vergrößerte er Deutschland und gliederte die durch die Alliierten annektierten Gebiete wie das Saarland in dass neu entstehende, nun "Dritte", Deutsche Reich ein. Durch geschickte diplomatische Mittel vergrößerte er die Wehrmacht und schuf eines der modernsten Heere der Welt. Mit hohlen Phrasen, und rhetorisch geschickten Reden machte er sich das Volk gefügig und gab ihm das Nationalgefühl wieder. Unter dem Motto "Heim ins Reich" gliederte er zum Beispiel Böhmen und Österreich an das Deutsche Reich an. Hierbei kam ihm die Appeasement-Politik der Alliierten sehr entgegen. Zur selben Zeit begann im "Dritten" Reich schon die Judenverfolgung - diese seien angeblich Schuld an Deutschlands Lage nach dem 1. Weltkrieg. Juden waren sowieso im Volk verschrien und für Hitler ein willkommener Grund, einen Sündenbock zu präsentieren und nun ohne Rechtfertigung seinen tiefen Hass gegen sie sowie Slawen auszulassen. Er ließ alle Juden und Slawen sowie Behinderte, die er als "Untermenschen" betitelte, verfolgen, einsperren und schließlich ab 1942 planmäßig umbringen. Dies geschah in Konzentrationslagern. Darüber schaute die Bevölkerung hinweg. Hitlers Machtapparat hatte die Bevölkerung erfasst; die Gestapo war überall. In der Welt gab er sich friedliebend, doch dies war alles Plan. In Wirklichkeit waren die Weichen bereits auf Krieg gestellt. Die Rüstung lief auf Hochtouren um seinen Traum vom neuen Europa, unter der Herrschaft Deutschlands, und der Vernichtung des Bolschewismus sowie des Untermenschen durchzusetzen. Langsam begann er das Volk für einen Krieg vorzubereiten. Zunächst suchte Hitler Bundesgenossen, denn ohne sie wäre ein Krieg unmöglich. Diese Bundesgenossen fand er im ebenfalls faschistischen Italien und im kaiserlichen Japan. Es kam zur Bildung der Achse Rom-Berlin-Tokio. Auch fand eine Annäherung an Moskau statt. Obwohl der Russe als Untermensch bezeichnet wurde, wurde am 28. September 1939 der Grenz- und Freundschaftsvertrag zwischen der Sowjetunion und Deutschland besiegelt. Er enthielt die Aufteilung Polens zwischen beiden Ländern. Hitler verfolgte damit das Ziel, den Rücken für einen Krieg gegen Frankreich und England frei zu haben. Stalin wusste, dass es für einen Krieg mit Deutschland noch zu früh war und wollte so etwas Zeit gewinnen. Außerdem kommt hinzu das Russland der Gefahr entgegenlief, isoliert zu werden, denn zuvor waren Verträge zwischen England und Frankreich gescheitert. Da Deutschland nun im Jahre 1939 über ein modernes, hervorragend gerüstetes Heer verfügte und der Rücken frei war, war Hitler sich sicher, nun einen Krieg zu beginnen. Acht Tage nach Unterzeichnung des Hitler-Stalin Paktes überfiel die Wehrmacht Polen. Innerhalb von vier Wochen war östliche Nachbar besiegt. Deutsche Landser und sowjetische Rotarmisten gaben sich an der neuen Grenze, dem Bug, die Hände. Kurz nachdem die Wehrmacht in Polen eingefallen war, besetzte die Rote Armee ihren Teil des Landes, gemäß den Vereinbarungen. Dem Blitzkrieg im Osten folgte die Eroberung Dänemarks und Norwegens im April 1940. Am 10. Mai fanden Angriff auf Frankreich, Belgien und die Niederlande statt. Schon am 14. Juni 1940 zogen deutsche Verbände in Paris ein. Am 22. Juni mussten die Franzosen, im Wald von Compiègne, im selben Eisenbahnwagon ihre Kapitulation bekunden, in dem die kaiserliche Armee am 11. November 1918 kapituliert hatte. Zu diesem Erfolg gratulierte Moskau artig und brach alle diplomatischen Beziehungen zu den besetzten Ländern ab. Die Zeitungen Russlands feierten indes den Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und Russland, einen Krieg gänzlich ausschliessend. Niemand ahnte, dass Hitler, noch während die Operationen gegen England begannen, ein Plan mit dem Decknamen "Fritz" zur Invasion in Russland ausgearbeitete wurde. Moskau hieß das nächste Ziel Hitlers. Kurze Zeit später, nach "nur" einigen Bombardements Londons, entschied sich Hitler gegen eine Invasion Englands. Zunächst wollte er Russland in einem Blitzkrieg so schnell wie möglich bezwingen und seine Träume vom Lebensraum im Osten und der Vernichtung des Untermenschen wahr machen. Andererseits wollte er durch einen schnellen Sieg über Russland Amerika zu einem Nichteintritt in den Konflikt bewegen. Der Führer ließ mehrere Pläne für eine Eroberung Russlands ausarbeiten. Nachdem ihm einige missfallen waren, wurde nun eine Strategie erwählt, die einen großen Vorstoß mit drei Heeresgruppen, jede mit eigenem Ziel, vorsah. Der Plan wurde "Operation Barbarossa" getauft und sollte nach mehreren Verschiebungen am 22. Juni 1941 beginnen. Langsam wurden praktisch alle verfügbaren Kräfte der Wehrmacht im Osten stationiert. Das Ostheer umfasste circa drei Millionen Soldaten, 600000 Fahrzeuge, 3580 Panzer und 7184 Geschütze. Dem Sowjetischen Geheimdienst blieben diese ungeheuer großen Truppenkonzentrationen natürlich nicht verborgen, Stalin wurde Bericht erstattet. Dieser glaubte jedoch nicht, dass Hitler angreifen würde. Selbst als "Operation Barbarossa" in vollem Gange war, wollte Stalin nicht wahr haben, dass Hitler angetreten war, um Lebensraum im Osten zu schaffen und um Europa vor einer "bolschewistischen Verschwörung zu wahren". Durch Stalins Verdrängung der Geschehnisse ging die Organisation der Verteidigung und der Vorbereitung auf einen Krieg nur sehr schleppend voran. Hitler indes war von Wehrmacht und SS so überzeugt, dass er auf eine Ausrüstung für einen Winterkrieg verzichtete. Er meinte, noch vor Wintereinbruch Russland besiegen zu können. Eine fatale Überschätzung, die vielen Landsern den Erfrierungstod brachte. "Es dauert nur 8 Wochen", so tönte Hitler noch bei einer seiner Reden. So nahm die Geschichte ihren Lauf – die wenigsten ahnten, was sich in der nächsten Zeit ereignen sollte. Am 18. Dezember 1940 wurde "Weisung Nr. 21" ausgearbeitet, in welcher die Ziele für die einzelnen Heeresgruppen festgelegt wurden. In der Weisung heißt es: "Das Endziel der Operation ist die Abschirmung gegen das asiatische Russland auf der allgemeinen Linie Wolga-Archangelsk." Hitler rechnete mit einem Sieg in acht bis zehn Wochen. Als der Führer an die Westfront flog, um mit seinen Soldaten Weihnachten zu feiern, ahnte kein Landser, welches Weihnachtsgeschenk ihr Führer ihnen zugedacht hatte.

Der Überfall – "Operation Barbarossa"

Die deutschen Streitkräfte waren in drei Heeresgruppen geteilt. Es gab die Heeresgruppe Nord unter Führung von Generalfeldmarschall Ritter von Leeb. Zu dieser Armee gehörte die 18. Armee des Generaloberst von Küchler und die 16. Armee des Generaloberst Busch. Zudem war der Heeresgruppe Nord die Panzergruppe 4 unter Generaloberst Hoepner und die Luftflotte 1 unter Generaloberst Keller zugeteilt. Gemäß der "Weisung Nr. 21" hatte die Heeresgruppe Nord den Befehl, die sowjetischen Verbände im Baltikum zu zerschlagen und Leningrad zu erobern. Der Heeresgruppe Süd unter Generalfeldmarschall von Rundstedt gehörten die Sechste Armee unter Generalfeldmarschall von Reichenau, die 17. Armee unter General von Stülpnagel und die 11. Armee unter Generaloberst von Schobert sowie die Panzergruppe 1 unter Generaloberst von Kleist und die Luftflotte 4 an. Die Heeresgruppe Süd hatte den Befehl, russische Kräfte in Galizien und der Westukraine zu vernichten. Nach Überquerung des Flusses Dnjepr sollte die Heeresgruppe Süd Kiew erobern. Der Schwerpunk der Invasion Russlands lag jedoch nördlich der Pripjetsümpfe und zog sich über Brest-Litowsk bis in die Romintener Heide. Genau hier lag der Kampfraum der Heeresgruppe Mitte. Auf einer Länge von 400 km traten die Zweite Armee unter Generalfeldmarschall Strauß und die Vierte Armee unter Generalfeldmarschall von Kluge an. Unterstützt wurden die beiden Armeen von der Panzergruppe 2 unter Generaloberst Guderian, einem der berühmtesten und besten Panzergeneräle des 2. Weltkrieges, und die Panzergruppe 3 unter Generaloberst Hoth, einem ebenfalls sehr fähigen General. Die Luftflotte 12 unter Feldmarschall Kesselring sorgte für die Luftüberlegenheit in diesem Frontabschnitt. Die Heeresgruppe Mitte wurde von Generalfeldmarschall von Bock kommandiert. Der Heeresgruppe kam besondere Bedeutung zu: zwar hatte sie mit nur zwei Armeen verhältnismäßig wenige Soldaten zur Verfügung, jedoch waren zwei Panzergruppen vorhanden. Diese stellten die eiserne Streitmacht für einen "Blitzkrieg". Sie sollten schnellstmöglich über Brest, Minsk und Smolensk nach Moskau vordringen, welches noch vor Wintereinbruch erobert sein sollte. "Die Einnahme dieser Stadt bedeutet politisch und wirtschaftlich einen entscheidenden Erfolg", hieß es in der "Weisung Nr. 21". So wurden vor dem Überfall alle Vorbereitungen für einen schnellen Vorstoß getroffen. Am Abend des 21. Juni begannen kleine Vorauskommandos Sprengladungen an strategisch wichtigen Brücken, die für einen schnellen Vorstoß unabdingbar waren, zu entfernen. Weiterhin wurde für den Fall, dass eine Brücke gesprengt würde, Pioniereinheiten mit Ponton- Brücken bereitgestellt. Ebenso vorsorglich abgestimmt war der Angriff der Luftwaffe. Bombergeschwader, die mit Spezialmotoren ausgerüstet waren, um so noch höher fliegen zu können und somit für die Sowjets nicht bemerkbar waren, flogen schon kurz nach Mitternacht am Tage des Angriffs los, um rechtzeitig bei ihren Zielen zu sein. Sie sollten die sowjetische Luftmacht schon am Boden zerstören. Der Angriffszeitpunkt für die "Operation Barbarossa" war auf 3. 15 Uhr Nachts deutscher Zeit festgelegt. Die Luftwaffe hatte außer den Bombardements noch Fallschirmjäger abzusetzen, damit diese durch Sabotageakte die Russische Verteidigung schwächen konnten. An der 1800 km langen Front standen in dieser Nacht zum 22. Juni Deutsche und Verbündete bereit zum Sturm auf Russland. Die Luftwaffe kreiste über ihren Zielen und Stoßtrupps warteten auf den Befehl strategisch bedeutende Brücken zu sichern. Die Artillerie war geladen und auf die Ziele eingerichtet. Drei Millionen Soldaten warteten auf den Angriffsbefehl. Noch war alles leise, nur das rauschen des Windes war zu hören, doch die Uhr lief. 3, 2, 1, Feuer frei. Exakt 3. 15 Uhr begann die Artillerie ihr Trommelfeuer. An der Eisenbahnbrücke zu Brest begannen deutsche Sonderkommandos, die Sprenglandungen zu entschärfen und Wachen zu infiltrieren. Die erste Brücke fiel den Deutschen unversehrt in die Hände. Ein Leuchtsignal genügte, und die Panzerverbände griffen an. An allen Brücken entlang der Front wiederholte sich dieses Schauspiel. An allen Brücken gelang der Überraschungseffekt. Auch die Luftwaffe begann pünktlich, ihre tödliche Last abzuwerfen. Erfolgreich wurden circa 1800 Flugzeuge der Sowjets am Boden zerstört. Die Luftwaffe gab ihre Verluste mit 35 Flugzeugen an. So sicherte sich die Luftwaffe in den ersten Kriegstagen die Lufthoheit. Die Panzerverbände stießen weit ins russische Hinterland und überrollten die an der Front stationierten Truppen. Die dritte Panzerdivision unter General Model benötigte für 440 km nur sechs Tage ein Beweis für die sowjetische Überraschtheit und Ohnmacht. Die ersten Schritte waren erfolgreich getan, nun galt es die Anfangserfolge nicht zu verschenken. Weitere Brücken mussten unversehrt in deutsche Hand fallen. Die achte Panzerdivision unter General Brandeberg sollte allein und ohne Flankensicherung 350 km weit ins gegnerische Land vorstoßen, um Brücken an der Düna zu erobern. Das Wagnis gelang. In einer Aktion fielen deutschen Kommandos, als Rotarmisten verkleidet, Brücken über die Düna fast unversehrt in die Hände. Trotz der Erfolge darf man nicht annehmen, dass diese Erfolge verlustfrei oder leicht zu erkämpfen waren. Die Wehrmacht hatte mit Soldaten zu kämpfen, die ihre Heimat verteidigten und dies auch bis zu ihrem Tode taten. Viele starben und leisteten lieber erbitterten Widerstand als sich zu ergeben. So steckte auch die Wehrmacht Verluste ein. So behielten Verbände der Sowjets in Brest-Litowsk ihren pausenlosen und erbitterten Widerstand bei, obwohl die Stadt schon längst umschlossen im deutschen besetzten Gebiet lag. Die Verteidiger, circa 3000 Soldaten mit einigen Geschützen und ohne Panzerunterstützung, hatten sich in der Zitadelle zu Brest verschanzt. Schon am 1. März 1918 mussten hier die geschlagenen Armeen Russlands ihre Kapitulation bekunden, diesmal sollten die Deutschen die Einnahme der Stadt blutig bezahlen. Der Widerstand wurde erst durch schwere Bombardements gebrochen. Den überlebenden Verteidigern von Brest wurde aber erst nach Stalins Tod ein Gedenken zuteil; zu Stalins Lebzeiten wurden sie in Arbeitslagern in Sibirien interniert. Mit solch fanatischem Widerstand hatte vor allem die Heeresgruppe Süd zu kämpfen, da dort die meisten Truppen Russlands bereitstanden. Stalin hatte einen Angriff im Süden erwartete. Doch trotzdem ging es stetig vorwärts. Von einem Blitzkrieg konnte jedoch nicht mehr die Rede sein. Am Morgen des 22. Juni 1941 wurde die deutsche Bevölkerung mit einer Sondermeldung aus dem Schlaf gerissen. An diesem Sonntag klang aus dem Volksempfänger eine Mitteilung Hitlers, die viele Deutsche erschütterte. "Ich habe mich entschlossen, das Schicksal des Deutschen Reiches und unseres Volkes wieder in die Hände unserer Soldaten zu legen." Hitler präsentierte dem Volk den Angriff als notwendig, da Stalin einen Angriff auf Deutschland vorbereitet hätte. Dass die Vorstöße ins russische Land nur so gut gelangen, weil Stalins Armee total überrascht und schwach war, ist der Beweis dafür, dass Hitlers Begründungen sich als haltlos erwiesen, was jedoch das deutsche Volk nicht wissen konnte. Am selben Tag klingelte das Telefon im Verteidigungskommissariat in Moskau. Am Apparat war der Kommandeur der Schwarzmeerflotte: er meldete um 3. 15 Uhr: "Deutsche Flugzeuge greifen den Kriegshafen von Sewastopol an." Dies wollten Verteidigungskommissar Timoschenko und Parteisekretär Malenkow nicht glauben. Als weitere Meldungen von deutschen Übergriffen eintrafen, wurde schließlich Stalin informiert. Der Wachhabende Offizier im Kommissariat rief Stalin in seiner Villa außerhalb Moskaus an: "Stalin, ich rufe auf Befehl des Verteidigungskommissars an. Die Deutschen bombardieren unsere Städte." Schweigen. "Haben sie mich verstanden?" Erneutes langes Schweigen. "Kommen sie in den Kreml mit Timoschenko, lassen sie das Politbüro einberufen !!!" Um 4. 30 Uhr traf das Politbüro in Stalins Arbeitszimmer zusammen. Timoschenko fasste die Lage an der Grenze zusammen. Als Timoschenko fertig war, fragte Stalin noch immer ungläubig, ob dies nicht vielleicht Fehlinformationen seien. Doch alle Zweifel waren ausgeschlossen. Der Krieg hatte begonnen. Als erstes wies er den Verteidigungskommissar an, die Deutschen zu stoppen. Dann zog er sich zurück und war tagelang abwesend. Die Folgen seines Handelns bekamen die Truppen an der Grenze zu spüren. Ohne direkte Befehle und Maßnahmen wurden sie in den ersten Kriegstagen überrannt. Dies war für die Wehrmacht ein großer Vorteil. Es dauerte eine Weile, ehe die russische Regierung in der Lage war, die Bevölkerung zu informieren. Molotow teilte der Bevölkerung um 12. 15 Uhr am ersten Kriegstag mit: "Bürger und Bürgerinnen der Sowjetunion. Heute um vier Uhr früh überfielen deutsche Truppen ohne Kriegserklärung unser Land. Dieser unerhörte Überfall stellt einen in der Geschichte der zivilisierten Völker beispiellosen Treuebruch dar. Dieser Krieg ist uns nicht vom Deutschen Volk, nicht von den Arbeitern, Bauern und Intellektuellen aufgezwungen worden, sondern von der Clique der blutrünstigen faschistischen Machthaber Deutschlands." Nach dieser Mitteilung war alles still, keiner konnte es fassen. Nach einer Weile setzte Betriebsamkeit ein, die Leute kauften Lebensmittelgeschäfte leer, und in Moskau wurde der Belagerungszustand ausgerufen. Indes schob sich eine Feuerwalze unaufhaltsam auf Moskau zu. In die erste entscheidende Phase trat der Vormarsch nun am 28. Juni. Die Deutschen standen nur 80 km von Minsk. Minsk und Smolensk waren ein Etappenziel der Heeresgruppe Mitte auf dem Weg nach Moskau gewesen. Doch zuvor mussten sie an Bialystok vorbei, wo deutsche Verbände erstmals auf massive Gegenwehr trafen. Bialystok ragte wie ein Balkon in die deutsche Front hinein. In ihm waren rund sechs Armeen und sieben motorisierte Armeekorps stationiert, mit ihnen über eine halbe Millionen Soldaten und siebentausend Panzer. Das waren doppelt so viele Panzer, wie die Wehrmacht an der gesamten Ostfront zu bieten hatte. Für den Kommandeur von Bialystok, Pawlow, war dies die perfekte Gelegenheit, einen Gegenangriff zu wagen. Für die Deutschen war dies die Möglichkeit, die Verbände der Russen einzuschließen. Jetzt kam es darauf an, wer schneller war. Dies waren die Deutschen. Generaloberst Guderian ergriff die Initiative mit folgendem Befehl: "Die 29. motorisierte Division soll so schnell wie möglich zum Stoß auf Minsk-Smolensk eindrehen." Dies war die Grundlage für die erste Umfassungsaktion, die Doppelschlacht von Bialystok und Minsk. Am 26. Juni erreichten Teile von Guderians Panzerspitzen Minsk. Von Norden näherten sich die Panzer Hoths. Vier Tage nach Beginn der "Operation Barbarossa" war ein Kessel entstanden, in dem vier russische Armeen eingeschlossen waren. Was so einfach klingt war ein ungeheurer Kraftakt gewesen. Langsam wurde der Ring enger gezogen. Die deutschen Verbände trafen auf hartnäckigen Widerstand. Am 8. Juli war der Kessel gesäubert. Dabei gingen 323898 Soldaten in deutsche Gefangenschaft. Nach diesem Desaster fand eine Umstrukturierung des sowjetischen Heeres statt. Viele alte Offiziere mussten in den Freitod gehen oder wurden abgeschoben. Nachdem sich die Führung und Stalin allmählich von dem anfänglichen Schock erholt hatten, begann eine Erneuerung der Front. Neue Truppen wurden ausgehoben, Befehlshaber ersetzt. Währenddessen ging der Vormarsch der Deutschen weiter. Am 3. Juli überquerten die Deutschen die Beresina und somit war der Weg nach Smolensk frei. In Smolensk wurde indes der Widerstand organisiert. Bollwerke wurden errichtet. Doch die deutschen Truppen umgingen diese massierten Stellungen einfach. Statt von Süden anzugreifen, wechselten Guderians Verbände über den Dnjepr und griffen die Stadt von Südosten an. In Smolensk war 1812 Napoleons Armee geschlagen worden, dies passierte den Deutschen nicht. Als Ergebnis der Eroberung Smolensks war ein neuer Kessel entstanden, zwischen Smolensk und Orscha. Erneut verloren die Sowjets 300000 Soldaten und 3000 Panzer und Geschütze. Nun waren schon 700 km zurückgelegt und bis Moskau galt es "nur" noch 300 km zu überwinden. An allen Fronten waren deutsche Armeen auf dem Vormarsch. Bald, so glaubte Hitler, seien die Russen am Ende.

Leningrad

Durch die folgenschwere "Weisung Nr. 33", die Hitler am 19. Juli 1941 erließ, wurde nicht mehr Moskau mit Priorität bedacht, sondern Leningrad und das Donez-Becken, in dem Stalingrad lag. Für Hitler war Leningrad die eigentliche Hauptstadt Russlands, die Urstadt des Bolschewismus, das Venedig des Nordens, von hier wurde die rote Revolution weiter verbreitet. Diese ideologischen Ansichten waren militärisch gesehen völlig haltlos und bedeutungslos. Für Hitlers Generäle war Moskau das Ziel: wenn Moskau fallen würde, wäre ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt eingenommen. Würde die Hauptstadt fallen, wäre der Rest ein Kinderspiel. Das Donez-Becken war für Hitler so wichtig wegen seiner ungeheuren Rohstoffmengen. Stalingrad war ein Umschlagplatz für Industriegüter. So wurden die Kräfte der Heeresgruppe Mitte geteilt. Mit allen Mitteln versuchten Hitlers Generäle ihn umzustimmen. Zuerst sah es so aus, als ob Hitler einsichtig wäre, doch dann entschied er trotz aller Einwände gegen seine Generäle. Noch heute fragen sich viele Historiker, ob Hitler den Krieg gewonnen hätte, wenn er alle Kräfte auf Moskau gerichtet hätte. Leningrad war das Hauptziel der Heeresgruppe Nord gewesen; allerdings waren anfangs nicht so viele militärischen Mittel zur Verfügung gestellt. Am 14. Juli 1941 hatte die Heeresgruppe Nord das letzte natürliche Hindernis, die Luga, überquert und bereitete sich auf den Einmarsch in Leningrad vor. Am 8. August waren 54 Divisionen durch Moore und ausgedehnte Wälder zum Angriff vorgerückt. Während sich die deutschen Verbände von Süden näherten griffen vom Norden her die finnischen Verbündeten an. Vier Wochen später, am 8. September, war Schlüsselburg erobert und Leningrad vom Sowjetreich abgeschnitten. Am 5. September luden deutsche Bomber ihre tödliche Last über Leningrad ab. Es wurden nur geringe Schäden verzeichnet, keine kriegswichtigen Anlagen zerstört. Lediglich die Lebensmittellager wurden zerstört. Damals störte das die wenigsten, da alle noch genug zu essen hatten, was sich jedoch schnell ändern sollte. Am 8. September wiederholte sich diese traurige Schauspiel. Teilweise waren deutsche Landser sogar schon in Vororte Leningrads eingedrungen, sie hätten quasi mit der Straßenbahn ins Zentrum fahren können. "Nur Stunden trennen uns von dem Fall Leningrads", meldete der großdeutsche Rundfunk. Doch dann kam der Befehl zur Einstellung der Kämpfe. Hitler hatte seine Taktik geändert. Das Oberkommando der Wehrmacht verkündete am 24. September 1941: "Wir schließen Leningrad zunächst hermetisch ab und schlagen die Stadt, mit Artillerie und Fliegern zusammen." Die deutschen Truppen waren verwirrt, hatten sie die Strecke im Eiltempo von Ostpreußen bis hier umsonst zurückgelegt? Jedoch bedeutete Hitlers Befehl nicht den Rückzug, sondern benötigte Hitler nun neue Truppen für seine "Operation Taifun", die Eroberung Moskaus. Leningrad sollte eingeschlossen bleiben. Der Winter, die Kälte und der Hunger sollten für Hitler Leningrad dahinraffen, da Hitler es sich nicht leisten konnte eine Millionen Stadt über den Winter zu versorgen. So hatte Hitler zwei Millionen Menschen zum Tode verurteilt. In Leningrad waren neben der Zivilbevölkerung auch noch 30 Divisionen des russischen Heeres eingeschlossen. Den Oberbefehl über die Truppen bei Leningrad, und auch der Stadt selbst, hatte General Schukow. Zunächst ließ Schukow die Lebensmittel rationieren, nachdem eine Liste mit den zur Verfügung stehenden Menge an Lebensmittel ausgearbeitet worden war. Sie sagte nur noch Nahrung für maximal 30 Tage voraus. Nun wurde allen klar, wie aussichtslos die Lage war, sollte nicht der Ring um Leningrad aufgebrochen werden. Schukow setzte auf die Marine, die, wie er hoffte, bei der Zurückeroberung Schlüsselburgs wertvolle Hilfe leisten würde. Währenddessen zogen die Deutschen den Ring um Leningrad immer enger und verschanzten sich. In Leningrad selbst machte sich der Hunger immer mehr bemerkbar: nachdem Schafe, Rinder und Schweine aufgegessen waren, wurden auch Pferde, Katzen und Hunde geschlachtet, um wenigstens etwas zu haben. Die Qualität des Brotes verschlechterte sich zusehens. Selbst Strom wurde knapp. Stetig stieg die Zahl der Toten, die der Winter und Hunger forderte. Langsam begannen Seuchen auszubrechen. 11000 Zivilisten starben im November, 53000 waren es bereits im Dezember 1941. Der Tod wurde etwas Alltägliches. Am 5. Dezember versuchten die Sowjets, den Riegel zwischen Leningrad und dem Ladogasee aufzubrechen. Mit einer gewaltigen Konzentration an Truppen, mit dabei die russische Wunderwaffe T-34, gelang es, den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Tichwin zurückzuerobern. Doch damit war Leningrad längst nicht befreit. Der Winter jedoch hatte auch seine guten Seiten. Durch die Kälte fror der Ladogasee zu. Damit hatten die deutschen Belagerer nicht gerechnet. So war eine überlebenswichtige Straße entstanden, die als "Straße des Lebens" bekannt werden sollte. Über sie versorgten die Sowjets Leningrad, evakuierten die Schwerverletzten. Zu dem begann man, Leningrad aus der Luft zu versorgen. Mit dem Frühling verschwand die Verbindung wieder, aber Leningrad war für das erste wenigstens etwas versorgt. Doch die Belagerung dauerte noch zwei Jahre an. Erst am 18. Januar 1943 konnte die Stadt entgültig befreit werden. Mehr als eine halbe Millionen Menschen forderte der Hungertod. Noch heute gibt es in Leningrad Gedenktafeln, die an diese grausame Zeit erinnern.

Den Kreml im Visier

Während Leningrad eingeschlossen war, und die Heeresgruppe Süd unaufhaltsam weiterging, war es in der sowjetischen Hauptstadt dunkel. Die Straßen waren leer, und Moskau glich einer einzigen Baustelle. Über der Stadt lag der Belagerungszustand. Alles war verdunkelt, alles war leise, nur in der Ferne war leises Donnern zu vernehmen. Dies kam durch von deutscher Artillerie. Am 24. September 1941 wurde die "Führer-Weisung Nr. 35" im Gefechtsstand der Heeresgruppe Mitte besprochen. In ihr hatte Hitler sein weiteres Vorgehen in groben Zügen festgelegt: "In der Heeresmitte ist die Operation gegen die Heeresgruppe Timoschenko derart vorzubereiten, dass möglichst frühzeitig zum Angriff angetreten werden kann mit dem Ziel, den Gegner in allgemeiner Richtung Wjasma angesetzter Umfassung zu vernichten." Ergänzend wurde der Deckname "Taifun" für den Angriff auf Moskau festgelegt. Die Operation war für den 2. Oktober festgesetzt. Im Norden sollte die Neunte Armee unter General Strauss mit der Panzergruppe 3 den Angriff über Kalinin und den Moskwa-Wolga-Kanal nach Moskau führen. Von Süden her sollte die Panzergruppe 2 über Tula an Moskau vorbeistoßen, um sich mit der Panzergruppe 3 zu vereinen. So wäre ein Ring um Moskau geschlossen worden. Zur gleichen Zeit musste von Kluges Panzergruppe 4, unterstützt durch die Vierte Armee, einen Keil nach Moskau treiben. Insgesamt waren bei diesem Plan 78 Divisionen aufgestellt worden. Den Oberbefehl hatte Feldmarschall von Bock. Auf russischer Seite hatten die Generäle Konjew, Schukow und Timoschenko allerdings 19 Armeen zur Verfügung. Außerdem hatten die deutschen Heere nicht mehr die volle Sollstärke. Ein wunderschöner Herbsttag brach am 2. Oktober 1941 an, "Wetter klar und sonnig", wurde in das Kriegstagebuch des OKH notiert. Doch so schön dieser Tag zu werden schien, um 5.30 Uhr brach ein fürchterlicher Sturm los: drei Armeen traten den entscheidenden Vorstoß gegen Moskau an. Der Vormarsch verlief planmäßig, ohne große Gegenwehr überquerten die deutschen Verbände die Desna. Zur Überraschung der Deutschen waren die Sowjets schlecht vorbereitet. Am Mittag des 3. Oktobers eroberte die Wehrmacht Orel. Einen Tag später war die wichtige Bahnlinie Kirow-Wjasma in deutscher Hand. Überall war der russische Widerstand ungewöhnlich schwach. Am 6. Oktober war das erste Etappenziel, Brjansk, erobert. Mit dem Tage des 7. Oktober war den deutschen Panzerspitzen eine Meisterleistung gelungen. Panzer hatten an einigen Stellen die Front durchbrochen, den größten Widerstand umfahren und hatten hinter den feindlichen Linien sich vereinigt. Nun waren drei Kessel gebildet worden. Viele glaubten angesichts der vielen Siege nun an einen endgültigen Sieg. Auch den nüchternsten Beobachter hätten diese Zahlen beeindruckt: 55 Divisionen waren im Kessel von Wjasma eingeschlossen. Das wäre die Verteidigung für Moskau gewesen. Am 13. und 14. Oktober kapitulierten die eingeschlossenen Divisionen. Dies war jedoch die letzte große erfolgreiche Kesselschlacht für die Deutschen gewesen. Es wurden 663000 Gefangene, 1242 Panzer und 5412 Geschütze erbeutet. Am 14. Oktober erreichte die Neunte Armee Borodino, einen weiteren historischen Schlachtenort. Hier hatte Napoleon die Zarenarmee 1812 geschlagen. Nun standen sich hier zwei Eliteeinheiten gegenüber: die Waffen-SS-Division "Das Reich" und die aus Sibirien stammende 32. Schützendivision der roten Armee. Was sich hier abspielte ist mit Worten nicht zu beschreiben. Die Kämpfe gingen schnell in den Nahkampf über und wurden mit Brutalität und Verbissenheit geführt. Letztendlich siegten die Deutschen und die Zahl der Gefangenen stieg auf 673098 Mann, acht sowjetische Armeen waren seit beginn der neuen Offensive geschlagen worden. Nun war die erste Phase der Operation "Taifun" erfolgreich abgeschlossen. In Moskau selbst machte sich Panik breit, es hieß überall: "Die Germanski kommen". Moskau wurde zur Festung erklärt und das Kriegsrecht wurde eingeführt. Als neuer Militärstratege, der die Verteidigung Moskaus leiten sollte, wurde Deneral Georgi K. Schukow eingesetzt. Jedoch fehlte den Russen dringend Nachschub, den sie selbst nicht produzieren konnten. Diesmal kam Hilfe von ganz anderer Seite. Amerikaner und Briten lieferten den Belagerten 3000 Flugzeuge, 4000 Panzer, 30000 Lastwagen als Ausgleich dafür, dass die von Stalin geforderte zweite Front immer noch nicht errichtet war. Doch die Waffen allein konnten Moskau nicht helfen. Schukow lies seine Truppen auf die Linie Kalinin-Wolokolamsk-Moshaisk-Tula zurückziehen. Hierbei nutzte er die geografischen Gegebenheiten für die Verteidigung aus. Die Deutschen eroberten am 13. Oktober Kalinin und waren nur noch 130 km von der Front entfernt. Allerdings waren die Verbände noch nicht stark genug um einen Angriff auf die Stadt durchzuführen. Dies nutzten die Verteidiger, um sich weiter zu verschanzen. Es entstand eines der wirksamsten Abwehrsysteme der modernen Kriegsführung an dem die Deutschen noch scheitern sollten. Außerdem erschwerte das einsetzende Wetter den deutschen Vormarsch, dies erstickte den Angriffsschwung. So mussten die Deutschen warten bis sich das Wetter verbesserte – Zeit, die die Russen nutzten, um sich weiter zu verschanzen. Die Deutschen hatten immer größere Nachschubprobleme und unerwartet hohe Verluste. Am 19. November war die Zeit des Wartens vorbei und der Angriff ging weiter. Noch konnten die deutschen Soldaten weiter vorstoßen doch nun erschwerte ihnen dies die Kälte. Die Zahl der Erfrorenen stieg. Trotzdem ging es vorwärts, nur noch 40 km bis zum Kreml, trotz hartnäckigem Widerstand, trotz Kälte. Doch je weiter die Deutschen vordrangen, umso größer wurde der Widerstand. Am 3. Dezember war der Druck so groß, dass General Hoepner den Angriff stoppen ließ, vorläufig, wie es hieß. Dieser Befehl war militärische Notwendigkeit. Hitler sah das natürlich wieder anders, er erkannte nicht, dass die deutschen Truppen ausgelaugt und nicht mehr voll kampfbereit waren. Er entließ Hoepner mit Schimpf und Schande aus der Wehrmacht. Am 4. Dezember ließ Hitler die Kämpfe erneut beginnen, doch trotz Verstärkung in Form der Vierten Armee scheiterte der Angriff schon im Ansatz. Vom 16. November bis 4. Dezember fielen auf Deutscher 55000 Soldaten. Seit Wochen kämpften die Truppen ohne Ruhepause, ohne entsprechende Kleidung mussten die Soldaten den eiskalten Winter verbringen. Am 4. Dezember ereignete sich, was niemand für möglich hielt: erstmals ergriffen die Sowjets die Initiative und starteten eine Gegenoffensive. Natürlich war die Schwäche der Deutschen den Sowjets aufgefallen, dies wollte man ausnutzen. Zudem verfügten die Sowjets über ständigen frischen Nachschub an Truppen.
Zur gleichen Zeit passierte anderswo auf der Welt etwas Entscheidendes. Pearl Habour war von den Japanern angegriffen worden. Nun hatten die Achsenmächte einen neuen mächtigen Feind.
Indes griffen die Russen am 6. Dezember die Westfront vor Moskau an. Durch konzentrierte Keile durchstießen die Sowjets die deutsche Front und zwangen die Deutschen zum Rückzug. Die Heeresgruppe Mitte drohte die vollständige Vernichtung, sollte nicht schnell etwas passieren. Doch Hitler gab seinen berühmten Haltebefehl. Doch unaufhaltsam mussten die deutschen Verbände sich zurückziehen. Am 8. Dezember mussten die Deutschen die Kalinin-Front aufgeben. Die Sowjets setzten erbarmungslos ihre Angriffe fort und zwangen die Deutschen, sich noch weiter zurückzuziehen. Moskau konnte aufatmen. Die Verbände der Heeresgruppe Mitte hatten sich auf die Linie Oka-Ukra-Wolga zurückgezogen, die sie verteidigen konnten, wie Hitler meinte. Doch in Wirklichkeit sah es überhaupt nicht gut aus. Hitler gab erneut seinen Haltebefehl. Diesmal konnten die Deutschen Truppen sich dem russischen Druck widersetzten, doch die Verluste waren ungeheuerlich. Stalin der nach dem Erfolg seiner Gegenoffensive nun meinte die feindlichen Aggressoren aus Russland zu drängen, beging jedoch einen gewaltigen Fehler, indem er seine Truppen aufsplitterte um möglichst viele Gegner zu zerschlagen. So geschwächt wie Stalin die Deutschen wähnte waren diese aber nicht. Durch die Teilung der russischen Angriffseinheiten verloren diese ihre Überlegenheit und konnten zerschlagen werden. Stalin der wie Hitler alles auf einmal wollte, bekam nichts. Hitler selbst war einer katastrophalen Niederlage nochmals entgangen. Zwar hatte er die eroberten Gebiete um Moskau wieder verloren, doch dies, meinte er, sei einzig und allein die Schuld seiner unfähigen Generäle. Nach der Niederlage vor Moskau und den unnötigen Verlusten durch Hitlers Haltebefehl kündigte der Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Generalfeldmarschall von Brauchtisch, er wollte den Tod von so vielen Soldaten nicht verantworten, die nur aufgrund der Starrsinnigkeit eines Gefreiten des 1.Weltkrieges zustande kamen. Nachdem nun Generalfeldmarschall von Brauchtisch aus der Wehrmacht ausschied, übernahm Hitler selbst das Oberkommando der deutschen Truppen. Brauchtisch war nicht der erste General, der von Hitler ersetzt worden war. Schon am 12. Dezember 1941 musste Generalfeldmarschall Fedor von Bock, Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, seinen Posten zugunsten Hans Günthers von Kluge abgeben. Die Suche nach Sündenböcken für das Scheitern vor Moskau ging weiter. Wer Hitlers Befehlen nicht widerspruchslos Folge leistete, wurde entlassen oder ersetzt. Schlimmer traf es General von Sponeck, der die deutschen Truppen im Süden auf der Krim befehligte. Dieser hatte sich Hitlers Haltebefehl widersetzt, Verluste so vermieden und noch einen Sieg erringen können. Ein Kriegsgericht verurteilte Sponeck zum Tode. Nach Protesten wandelte Hitler die Strafe in Festungshaft um. Die Lichtung von Hitlers Generalität ging noch weiter. Am 25. Dezember musste der erfolgreichste Panzergeneral, Guderian, gehen, nachdem er Hitler zu überzeugen suchte, die Front zu verkürzen. Mit dem Ausscheiden hervorragender Offiziere verlor die Wehrmacht nicht nur gute Taktiker sondern auch die letzten Zweifler, die Hitlers Fehler erkannten und ihn immer wieder umzustimmen suchten. Die neuen Generäle waren überzeugte "Nazi-Generäle", die dem Führer bedingungslos folgten. Die Niederlage vor Moskau war für die Wehrmacht nicht nur auf materieller Ebene eine Katastrophe sonder viel schlimmer, sie zerstörte den Ruf der deutschen Soldaten als unbesiegbare Armee. Dies gab den Sowjets ihr verlorenes Selbstvertrauen wieder. Das war die Voraussetzung für die endgültige Niederlage des Nazireiches. Bis dahin dauerte es aber noch dreieinhalb Jahre voller Tod, Zerstörung, Leid und Schrecken.

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